Tram Netzausbauten im Jahr 2023

Artikel vom 14. September 2023
Schienenfahrzeuge

Vier Neuabschnitte stehen an, ein erster ging bereits am 9. Januar in Betrieb: eine rund 1 km lange Strecke auf das ehemalige Opelgelände im Bochumer Stadtteil Laer. Sie zweigt an der Haltestelle Laer Mitte von der Strecke nach Langendreer ab. Die bisher dort endenden Zwischenkurse der Linie 302 werden nun auf das Gelände, das als Innovationsquartier »MARK 51°7« bezeichnet wird, geführt. Es sollen folgen: in Berlin die Strecke vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße (2 km), in Mannheim die Verbindung ins Franklin-Quartier (1,8 km) und in Hannover/Hemmingen eine Zweigstrecke von der Wallensteinstraße bis Hemmingen Süd (3,3 km).

Im November 2022 wurden die letzten Gleise bei der Untertunnelung des Augsburger Hauptbahnhofes verlegt (Bild: Stadtwerke Augsburg).

Alle zwei Jahre stellen wir Ihnen an dieser Stelle einen bundesweiten Überblick der Stadtbahnen-Netzentwicklung vor.

Baustellen und Planungen:

Aachen

Nachdem im vergangenen Jahr dem Regiotram-Projekt Aachen–Alsdorf–Baesweiler die technische und betriebliche Machbarkeit attestiert wurde, liegt nun auch die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mit einem positiven Ergebnis vor. Nach Auffassung des Gutachterkonsortiums, bestehend aus TransportTechnologie-Consult Karlsruhe und PTV Transport Consult, sind zwei Varianten wirtschaftlich darstellbar und damit auch förderfähig.

Augsburg

Beim Bau des Straßenbahntunnels unter dem Augsburger Hauptbahnhof wurde im November 2022 ein weiterer Meilenstein geschafft: Alle Gleise sind nun verlegt. Zehn Rolltreppen verbinden künftig die Straßenbahnhaltestelle in rund 13 m Tiefe mit der Verteilerebene, die sieben Meter unter der Erde liegt, und den Bahnsteigen der DB an der Oberfläche.

Berlin

Neue Akzente in der Verkehrspolitik will der neue Berliner Senat setzen. Dabei rückt insbesondere die Erweiterung des U-Bahn-Netzes in den Fokus. Aber auch der Ausbau des Straßenbahnnetzes soll vorangetrieben werden.

Seit Jahren liegen schon die ersten Gleise auf der Verbindung Alexanderplatz–Potsdamer Platz, nun will der neue Berliner Senat die Strecke erneut auf den Prüfstand stellen (Bild: Jürgen Burmeister).

Seit Jahren liegen schon die ersten Gleise auf der Verbindung Alexanderplatz–Potsdamer Platz, nun will der neue Berliner Senat die Strecke erneut auf den Prüfstand stellen (Bild: Jürgen Burmeister).

Für folgende Strecken ist die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens vorgesehen: Turmstraße–Jungfernheide, Weißensee–S-Bahnhof Pankow sowie Jungfernheide–Urban Tech Republic. Dagegen sollen andere Projekte wie Alexanderplatz–Potsdamer Platz (erneut) auf den Prüfstand.

Braunschweig

Stadt und Braunschweiger Verkehrs-GmbH haben einen neuen Zeitplan für die beiden ersten Strecken des geplanten Tram-Netzausbaus vorgelegt, berichtete der Nachrichtensender »regionalHeute«. Für die Verbindung nach Volkmarode-Nord wird für das laufende Jahr der Planfeststellungsbeschluss angestrebt, für 2025 der Baubeginn. Die Trasse mit drei Haltestellen führt durch die Berliner Heerstraße und endet in Höhe der Ziegelwiese.

Bremen

Beim Projekt Tram-Anschluss für das Überseequartier in Bremen weise die jeweils bestplatzierte Variante aus der Variantenschar Überseeinsel sowie aus der Variantenschar über die südliche Konsul-Smidt-Straße nahezu identische Ergebnisse in der Gesamtpunktzahl auf, die keine eindeutige und klare Empfehlung für eine Vorzugsvariante ermöglichen. Dies ist das Ergebnis einer Studie von VerkehrsConsult Dresden-Berlin. Sie empfiehlt daher die weitere Betrachtung beider Varianten in der in Erarbeitung befindlichen Nutzen-Kosten-Untersuchung.

Chemnitz

Für die Strecke Chemnitz–Limbach-Oberfrohna (Stufe 4 des Chemnitzer Modells) werden in diesem Jahr die Planfeststellungsunterlagen bei der Landesdirektion Sachsen eingereicht, teilte im März der Verkehrsverbund Mittelsachsen mit. Gleiches gilt für den Abschnitt Stollberg–St. Egidien (Stufe 5). Und auch das innerstädtische Netz soll erweitert werden. Vorgesehen sind die neuen Abschnitte Zwickauer Straße–Reichenbrand und Straße der Nationen–Zeisigwald.

Darmstadt

Im Oktober 2022 fand in Darmstadt die vorerst letzte Planungsbegleitrunde und eine Bürgerinfo-Veranstaltung für den Bau einer Straßenbahnstrecke über Neubaugebiet Ludwigshöhviertel statt. Die Strecke verbindet die Endstelle Lichtenbergschule mit der Trasse in der Heidelberger Straße (Strecke Innenstadt–Eberstadt). Die Planungen sind damit abgeschlossen.

Dortmund

Zwei Projekte werden derzeit in Dortmund geprüft: die Weiterführung der Stadtbahnlinie U44 auf das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte und eine Anbindung des neuen Stadtquartiers »SmartRhino« auf dem Areal der ehemaligen Hoesch Spundwand und Profil östlich Dorstfelder Brücke bis Huckarder.

Düsseldorf

Vier Bauabschnitte umfasst das Projekt U81 im Düsseldorfer Norden. Am ersten wird bereits gearbeitet.

Vier Abschnitte umfasst die geplante Stadtbahnlinie U 81 – von Ratingen-West (rechts oben) über den Düsseldorfer Flughafen nach Düsseldorf-Heerdt (links unten) (Grafik: Landeshauptstadt Düsseldorf, Amt für Brücken-, Tunnel- und Stadtbahnbau).

Vier Abschnitte umfasst die geplante Stadtbahnlinie U 81 – von Ratingen-West (rechts oben) über den Düsseldorfer Flughafen nach Düsseldorf-Heerdt (links unten) (Grafik: Landeshauptstadt Düsseldorf, Amt für Brücken-, Tunnel- und Stadtbahnbau).

Der knüpft nördlich der Haltestelle Freiligrathplatz an das Bestandsnetz an und führt bis zum Flughafenterminal. Der zweite beinhaltet eine Rheinquerung und führt von der Messe über Lörick bis zum Handweiser (Anschluss nach Neuss). Abschnitt 3 beinhaltet eine 3 km lange Fortführung vom Flughafenterminal zum Flughafenfernbahnhof. Für die vierte Teilstrecke, eine 4 km lange Erweiterung vom Fernbahnhof nach Ratingen-West, wurde kürzlich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Frankfurt Rhein-Main

Mit 189 Mio. Euro fördern der Bund und das Land Hessen den Bau des ersten Abschnitts der Regionaltangente West. Sie tragen damit die zuwendungsfähigen Baukosten zu 95 Prozent. Der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Abschnitt wurde vom Regierungspräsidium Darmstadt im Januar 2022 erteilt. Er umfasst den Bereich von Kelsterbach über den Flughafen Frankfurt und den Bf.  Frankfurt-Stadion nach Neu-Isenburg Bf. und Dreieich-Buchschlag. Mit den Arbeiten wurde dort im April 2022 begonnen.

Frankfurt

Die Eröffnung der Stadtbahnlinie U5 ins Frankfurter Europaviertel ist nun nach einigen Verzögerungen für 2025 geplant. Für den Streckenabschnitt der U4 von der Bockenheimer Warte nach Ginnheim ist die vereinfachte Nutzen-Kosten-Untersuchung für vier Hauptvarianten abgeschlossen. Für die geplanten Straßenbahnstrecken Frankfurt–Neu-Isenburg–Dreieich–Langen und Frankfurt–Bad Vilbel wurden die Potenzialanalysen mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Für die erstgenannte wurde inzwischen eine vertiefende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dagegen hat sich die Stadt Bad Vilbel gegen eine Weiterverfolgung des Projekts ausgesprochen.

Kiel

Mit Ausnahme der AfD haben alle Fraktionen im Kieler Stadtrat Mitte November 2022 für die Wiedereinführung der Straßenbahn gestimmt, so berichtet der »Norddeutsche Rundfunk«. Zuvor hatte das dänische Planungsbüro Romboll eine vergleichende Studie zwischen Tram und hochwertigem Bussystem durchgeführt. Eine Tram sei dabei finanziell sinnvoller und besser für die Umwelt als ein Busnetz, so die Gutachter. Im Endausbau sind vier Linien mit einer Länge von 36 km vorgesehen. Die erste Linie könnte im Idealfall zwischen 2033 und 2034 in Kiel in Betrieb genommen werden. Erste Abschätzungen gehen von Gesamtkosten in Höhe von 1 Mrd. Euro aus.

Köln

Während t-online im März unter Bezug auf die komplizierten Vorleistungen zur Wiederaufnahme der Arbeiten an der zweiten Kölner Nord-Süd-Stadtbahn »Noch ist keine Prognose zur Fertigstellung möglich« meldete, laufen schon die Planungen für einen weiteren Streckenabschnitt. Im Mai hat sich der Kölner Stadtrat bei der geplanten Weiterführung ab Verteilerkreis Süd in die Stadtteile Rondorf und Meschenich für die kürzeste Streckenvariante entschieden meldete »24Rhein«. Die 6,5 km lange Strecke soll an der Arnoldshöhe, am Ende des im Bau befindlichen Bauabschnittes 3 der Nord-Süd-Stadtbahn, anknüpfen.

Ludwigsburg

Für Ende 2028 wird im Stadt- und Landkreis Ludwigsburg die Inbetriebnahme der Stadtbahnstrecke vom Ludwigsburger Hauptbahnhof nach Markgröningen, vier Jahre später auch die Eröffnung der Innenstadtstrecken angestrebt. Bis zum 2. Quartal 2024 sollen dazu die Vorplanung und die standardisierte Bewertung abgeschlossen werden.

Magdeburg

Endspurt beim Projekt »2. Nord-Süd-Verbindung« in Magdeburg. Nur noch zwei Abschnitte sind fertig zu stellen. Beim 3,5 km langen 4. Bauabschnitt (Damaschkeplatz/Hauptbahnhof–Hermann-Bruse-Platz) konzentrieren sich derzeit die Bauarbeiten auf die Gleisverlegung in der Kritzmannstraße und der Herstellung der Wendeschleife am Hermann-Bruse-Platz.

Nur noch die Abschnitte 4 und 5 müssen in Magdeburg gebaut werden, dann ist das Projekt »2. Nord-Süd-Verbindung« fertig gestellt. Grafik: Magdeburger Verkehrsbetriebe

Nur noch die Abschnitte 4 und 5 müssen in Magdeburg gebaut werden, dann ist das Projekt »2. Nord-
Süd-Verbindung« fertig gestellt (Grafik: Magdeburger Verkehrsbetriebe).

Für den 5. Bauabschnitt (Hermann-Bruse-Platz – Ebendorfer Chaussee) soll im kommenden Jahr Baubeginn sein.

Mainz

Beim geplanten Straßenbahnausbau in der Binger Straße in Mainz hat im Mai die Auslegung der Planunterlagen begonnen.

So stellen sich in Mainz die Planer die Straßenbahnstrecke durch die Binger Straße vor (Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft).

So stellen sich in Mainz die Planer die Straßenbahnstrecke durch die Binger Straße vor (Grafik: Mainzer Verkehrsgesellschaft).

Die 300 m lange Strecke knüpft an der Alicenbrücke und am Münsterplatz an das vorhandene Netz an und dient insbesondere einer Entlastung des Knotenpunktes Hauptbahnhof. Zu weiteren Projekten der Stadt gehören ein Anschluss des Heiligkreuzviertels in Mainz-Weisenau und ein Innenstadtring zwischen Schillerplatz und Bismarckplatz mit Anbindung an das Bestandsnetz an beiden Endpunkten.

Mannheim

Für den Bau einer 1,5 km langen Straßenbahnstrecke durch das Glückstein-Quartier haben Stadt Mannheim und Rhein-Neckar-Verkehr die Pläne vorgestellt. Die Trasse knüpft an beiden Enden an das Bestandsnetz (Haltestellen Hauptbahnhof Süd bzw. Hochschule) an. Die Kosten sind mit 25 Mio. Euro beziffert.

München

Ende 2022 haben die Stadtwerke München bei der Regierung von Oberbayern den Planfeststellungsantrag für eine rund 1 km lange Tram-Neubaustrecke zum S-Bahnhof Johanniskirchen eingereicht. Sie zweigt an der Regina-Ullmann-Straße von der Strecke nach St. Emmeram ab. Die Strecke soll nach aktuellem Planungsstand in den Jahren 2024 bis 2025 gebaut und möglichst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 in Betrieb genommen werden.

Beim Projekt »Tram Norden« hat die MVG Ende 2021 den Planfeststellungsantrag für den ersten Abschnitt eingereicht. Er beinhaltet eine Verlängerung der Linie 23 über den derzeitigen Endpunkt Schwabing Nord hinaus über das Konversionsgelände Bayern-Kaserne zum U-Bahnhof Kieferngarten. Der spätere zweite Abschnitt umfasst einen Streckenast von der Bayern-Kaserne zum U-Bahnhof Am Hart. Mit einer neuen Linie soll dann eine Querverbindung zwischen den U-Bahnhöfen Kieferngarten und Am Hart geschaffen werden.

Potsdam

In Potsdam wurde im Mai die genaue Trassenführung für die geplante Straßenbahnstrecke in das Neubaugebiet Krampnitz-West festgelegt. Dies betrifft insbesondere die Streckenführung im Bereich der Insel Neu Fahrland. Hier ist eine neue eigenständige Trambrücke, östlich der bestehenden Brücke, vorgesehen. In einem ersten Schritt soll der bestehende Streckenabschnitt in der Nedlitzer Straße zweigleisig ausgebaut werden. Für 2027 wird dann der Baubeginn für die Neubaustrecke angestrebt.

In Potsdam wurde kürzlich die genaue Trasse für die geplante Neubaustrecke nach Krampnitz festgelegt.Grafik: ViP Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH

In Potsdam wurde kürzlich die genaue Trasse für die geplante Neubaustrecke nach Krampnitz festgelegt
(Grafik: ViP Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH).

Der erste Abschnitt bis Krampnitz hat eine Länge von 4,6 km, der zweite nach Fahrland von 2,6 km. Der Endpunkt der Trasse soll an der Schule Fahrland/Ketziner Straße liegen.

Tübingen

Eine erneute Überarbeitung der standardisierten Bewertung durch PTV Karlsruhe hat für das Projekt Regional-Stadtbahn Neckar-Alb einen Wert von 1,1 ergeben.

Das geplante Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, die Innenstadtstrecke in Tübingen wurde allerdings in einem Bürgerentscheid abgelehnt (Grafik: Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb).

Das geplante Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, die Innenstadtstrecke in Tübingen wurde allerdings in einem Bürgerentscheid abgelehnt (Grafik: Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb).

Die Überarbeitung wurde nach der Ablehnung der Innenstadtstrecke in Tübingen im Rahmen eines Bürgerentscheides notwendig. Im Mai beschloss der Tübinger Kreistag, sich mit 37,5 Prozent an den Planungs- und Baukosten der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb auf Tübinger Gemarkung zu beteiligen. Das bedeutet knapp 5 Mio. Euro weniger Kosten für die Stadt.

Würzburg

Bis Mitte 2023 läuft in Würzburg die sogenannte »Standardisierte Bewertung« für die geplante Straßenbahnstrecke Richtung Frauenland und Hubland.

Die geplante Streckenführung zur Anbindung von Hubland und Frauenland an die Würzburger Innenstadt.Grafik: Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH

Die geplante Streckenführung zur Anbindung von Hubland und Frauenland an die Würzburger Innenstadt
(Grafik: Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH).

Auch die Ausschreibung der Bauleistung wird zwischen Ende 2023 und Mitte 2024 folgen. Die eigentlichen Bauarbeiten an der neuen Trasse sollen Ende 2024 beginnen.

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