Neue Rettungstriebzüge für die ÖBB

Artikel vom 13. Juni 2024
Schienenfahrzeuge

Stadler liefert 18 seiner multifunktionalen und emissionsarmen Lösch- und Rettungstriebzüge an die ÖBB-Infrastruktur AG (ÖBB).

Als »ServiceJet« kommen die neuen Rettungstriebzüge von Stadler bei der ÖBB zum Einsatz (Bild: Stadler).

68 Meter rollende Sicherheit auf dem Stand der Technik, 160 km/h Höchstgeschwindigkeit in beide Richtungen und ein trimodales Antriebskonzept: Das sind die Basisdaten des neuen Stadler Rettungstriebzugs. Sein Elektro-Hybrid-Antrieb kann mehrere Energiequellen nutzen: Die Oberleitung, starke Traktionsbatterien und Dieselgeneratoren. Damit kann der Rettungstriebzug ein völlig neuartiges Lösch- und Rettungskonzept verwirklichen: Er kann sich in einem verrauchten Tunnel zum Brandherd durchkämpfen, Personen aus havarierten Zügen bergen, havarierte Züge abschleppen, Brände bekämpfen sowie sich und alles, was er mit sich führt, aus dem Gefahrengebiet in Sicherheit bringen. Dieses neue Konzept ermöglicht darüber hinaus eine Reduktion der eingesetzten Fahrzeuge.

Peter Spuhler (Stadler, links) und Johann Pluy (ÖBB) bei der Übergabe von 18 neuen Fahrzeugen – emissionsarm und multifunktional (Bild: Stadler/ÖBB).

Einsatztaktisches Multitalent

Der neue Stadler Rettungstriebzug ist ein einsatztaktisches Multitalent. Er muss für einen Lösch- und Rettungseinsatz in einem Eisenbahntunnel gerüstet sein, nimmt bei Evakuierungen die Fahrgäste aus anderen Zügen auf und wird auch für Instandhaltungsarbeiten genutzt. Im Notfall finden über 300 Menschen in den drei durchgängig von vorne bis hinten begehbaren Waggons Platz. 18 Sitzplätze sind mit Pressluftatmer-Halterungen für Feuerwehrmitglieder ausgestattet. Eine Klimaanlage mit Spezialfiltern schützt die Menschen im Zug vor Rauchgasen. Außerdem ist die gesamte Zuggarnitur druckertüchtigt, so dass der Innenraum auf einem leichten Überdruck zur Rauchfreihaltung in Tunneln gehalten werden kann. Der vordere Teil des Zuges mit dem Führerstand kann von außen durch eine Wassersprühanlage geschützt werden.

Zur Brandbekämpfung stehen zwei unterschiedliche Löschsysteme zur Verfügung: Ein Hochdrucksystem (100 bar) zur Erzeugung von feinem Sprühnebel, beispielsweise um eine Tunnelröhre zu kühlen oder Bankette während der Fahrt zu benetzen und vor dem Entzünden schützen zu können; zum anderen ein System mit Normaldruck (10 bar) zur klassischen Brandbekämpfung. An Löschmitteln hat der Triebzug 40 000 l Wasser und 1200 l Schaummittelan Bord (im Mittelwagen). Ausgebracht werden sie über zwei Hochdruck- und einen Normaldruckwerfer, die jeweils an den Stirnseiten des Zuges montiert sind und unabhängig voneinander aus dem Führerstand gesteuert werden können.

Auf dem Dach der Triebwagen befinden sich zudem vorne und hinten zwei Strahlventilatoren, die den von den Hochdruckmonitoren ausgebrachten Wassernebel weitertransportieren. Die Lüfter können auch bei der Evakuierung von Menschen genutzt werden, um in einem verrauchten Tunnel einen Gegendruck zu erzeugen und eine Strömungsumkehr zu verhindern. Für Such- und Rettungsaktionen stehen leistungsstarke Scheinwerfer und Wärmebildkameras, mit denen Einsatzkräfte durch den Rauch sehen können, zur Verfügung.

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