Eine Familien- und Erfolgsgeschichte

Artikel vom 21. Februar 2024
Fahr- und Oberleitungsbau

Furrer+Frey hat sich in den vergangenen 100 Jahren dank unternehmerischem Mut, Fachkompetenz und Innovationsgeist von einem Zweimann-Betrieb zu einem weltweit führenden Unternehmen im Fahrleitungsbau entwickelt. Das Berner Familienunternehmen setzt deshalb auch in Zukunft auf seine bewährte Innovationskraft und seine Unabhängigkeit.

Moderner Oberleitungsbau FL 200 auf der BLS-Strecke Bern–Schwarzenburg (Bild: Furrer+Frey).

Moderner Oberleitungsbau FL 200 auf der BLS-Strecke Bern–Schwarzenburg (Bild: Furrer+Frey).

1923 gründen die Ingenieure Emil Furrer und Arnold Frey die Furrer+Frey AG mit dem Ziel, die Bahnen bei der Elektrifizierung zu unterstützen und Freileitungsarbeiten auszuführen. 100 Jahre und drei Generationen später ist das Unternehmen national und international führend, wenn es um die Entwicklung und die Konstruktion, die Planung, die Ausführung und den Unterhalt von Fahrleitungsanlagen im öffentlichen Verkehr geht. Die Entwicklung und der Bau von flexiblen Ladestationen für E-Busse sowie von Stadt- und Regionalbahnen ergänzen unterdessen die Angebotspalette.

Rico Furrer (rechts) übernimmt im Jahr 2017 die Unternehmensleitung von seinem Vater Beat (Bild: Furrer+Frey).

Rico Furrer (rechts) übernimmt im Jahr 2017 die Unternehmensleitung von seinem Vater Beat (Bild: Furrer+Frey).

Furrer+Frey ist nach wie vor in Familienbesitz, hat ihren Hauptsitz in Bern und Niederlassungen an vier weiteren Standorten in der Schweiz. Weltweit arbeiten und tüfteln über 340 Mitarbeitende an innovativen und individuellen Lösungen für Kunden und Partner in über 30 Ländern.

Zahlen und Fakten

  • Hauptsitz in Bern
  • Standorte in Thun-Gwatt, Montreux, Zürich und Bellinzona
  • 5 Tochtergesellschaften in Italien, England, China, Deutschland und Indien
  • Tätig in mehr als 30 Ländern
  • Über 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 17 Nationen
  • Weltweit über 6000 km Deckenstromschienen verlegt

Und dies für die unterschiedlichsten Mobilitätsvarianten: für Nah- und Fernverkehrsbahnen, Bergbahnen, Stadt- und Vorortbahnen, Metros und fahrleitungsunabhängige Anwendungen. Unternehmerischer Mut, Fachkompetenz und Innovationsgeist sind das Fundament dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte.

Von der Gründung bis zum Weltrekord

Furrer+Frey ist nach der Gründung im Jahr 1923 zunächst im Bereich der elektrischen Versorgungsleitungen für große Kraftwerke tätig. Ab 1937 spezialisiert man sich dank bedeutender Aufträge der SBB, der BLS sowie der Furkabahn auf den Fahrleitungsbau. Als der junge Hans Jörg Furrer nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1946 dessen Nachfolge antritt, ist die Lage schwierig. Dank unermüdlichem Einsatz sowie der Unterstützung und dem Vertrauen von Familie, Mitarbeitenden und Kunden gelingt die Wende. Als es 1954 zur Trennung der Familien Furrer und Frey kommt, wird der Firmenname beibehalten, da er bereits etabliert ist.

  • 1924: Entwicklung und Montage des Auslegers 1 und der windschiefen Fahrleitung für die Visp-Zermatt-Bahn zusammen mit einer damaligen Partnerfirma.
  • 1957: Fabrikation von Fahrleitungsmaterial. Das Freileitungsgeschäft wird aufgegeben.
  • 1979: Beginn der Detailplanung für den Ausbau der BLS-Bergstrecke auf Doppelspur.

Entwicklung des auf diese Doppelspur zugeschnittenen Fahrleitungssystems für große Leiterquerschnitte.

  • 1984: Entwicklung des Deckenstromschienensystems (DSS) und Bauen der Pilotanlage in Zürich-Opfikon.
  • 1988: Entwicklung der computergestützten Fahrleitungszustandserfassung »auscultation«.
  • 1999: Planung der gesamten Fahrleitungsanlage für den neuen BLS-Bahnhof in Spiez und Konstruktion der ersten Tragjoche mit mehr als 50 m Spannweite.
  • 2003: Die Fahrleitungssysteme »FL 200« und »FL 200T« werden zum Standard diverser Schweizer Privatbahnen.
  • 2004: Erhalt der Zulassung für das Stadtbahn-Fahrleitungssystem »FL 100«. Weiterentwicklung des Planungstools ELFF von Furrer+Frey.
  • 2005: Das Deckenstromschienensystem (DSS) wird für 220 km/h zertifiziert.
  • 2007: Erste LED-Bügelsenksignale werden an der Messe InnoTrans der Öffentlichkeit vorgestellt.
  • 2008: Statik, Planung, Lieferung und Montage von zwei 56 m langen Tragjochen in Mannheim (DE).
  • 2010: Entwicklung und Bau einer mechanischen Ausrüstung von Schnellladestationen für Hybrid- und Elektrobusse in Zusammenarbeit mit der schwedischen Firma Opbrid.
  • 2011: Entwicklung des neuen Fahrleitungssystems Series 1 für Network Rail (GB).
  • 2012: Erteilung der Zustimmung zur Befahrung der Deckenstromschiene (DSS) mit 250 km/h in Einfach- und 230 km/h in Doppeltraktion durch das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMVIT).
  • 2014: Ein Weltrekord: erstmalige Befahrung der Deckenstromschiene (DSS) mit 302 km/h.
  • 2016: Übernahme des schwedischen Unternehmens Opbrid und Start der Entwicklung der All-in-One-Ladestation gemäß OppCharge-Industriestandard.
  • 2018: Montage der ersten Aluminium-Ausleger »FL 200 light« durch Furrer+Frey auf der »Tyne and Wear Metro« – dem städtischen Bahnsystem im Großraum Newcastle (GB).
  • 2020: Das Deckenstromschienensystem (DSS) für 250 km/h ist in den beiden einspurigen Röhren des Ceneri-Basistunnels eingebaut.
  • 2021: Erfolgreicher Test der Batteriezug-Schnellladestation VOLTAP unter Realbedingungen mit einem Batteriezug am Bahnhof Ammerbuch-Pfäffingen (Baden-Württemberg, DE).
  • 2022: Das Team E-Mobility gewinnt unter dem Generalunternehmer EvoBus Schweiz die Ausschreibung der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW).
Fahrleitungsmontage im Jahr 1924 bei der SBB in Pratteln (Bild: Furrer+Frey).

Fahrleitungsmontage im Jahr 1924 bei der SBB in Pratteln (Bild: Furrer+Frey).

Erhalt des Zuschlags für die Lieferung von 10 Depotladestationen ZFP mit je 120 kW Leistung inklusive Planung und Bau der gesamten Ladeinfrastruktur.

Die windschiefe Fahrleitung ist eine Innovation aus den Anfängen der Unternehmung (Bild: Furrer+Frey).

Die windschiefe Fahrleitung ist eine Innovation aus den Anfängen der Unternehmung (Bild: Furrer+Frey).

Furrer+Frey und die Stadtwerke Tübingen gewinnen mit VOLTAP die europaweite Ausschreibung der Niederbarnimer Eisenbahn-AG für Zugladestationen an vier Bahnhöfen.

Ladestation »ZFP« für E-Busse im Depot der RVBW in Baden-Wettingen (Bild: Furrer+Frey).

Ladestation »ZFP« für E-Busse im Depot der RVBW in Baden-Wettingen (Bild: Furrer+Frey).

Die Tochtergesellschaft in Indien gewinnt zusammen mit dem Bauunternehmen Larson & Tubro einen herausfordernden Auftrag für die Planung und Lieferung des Deckenstromschienensystems.

Mit Beat Furrer tritt 1975 die dritte Generation ins Unternehmen ein, und übernimmt zehn Jahre später die Geschäftsführung. In dieser Zeit schreibt Furrer+Frey mit dem selbst entwickelten Deckenstromschienensystem (DSS) Geschichte und schafft später mit ihrer erstmaligen Befahrung mit 302 km/h sogar einen Weltrekord. Erfolgreiche Projekte in der Schweiz legen den Grundstein für den internationalen Erfolg: Anfang der 1990er-Jahre bezieht die Korean National Railway Stromschienenmaterial, und nur wenig später kann mit der Lieferung beweglicher Stromschienenvorrichtungen in die USA ein weiterer Exporterfolg gefeiert werden.

Demontage eines Jochs am Gare de Fribourg (Bild: Furrer+Frey).

Demontage eines Jochs am Gare de Fribourg (Bild: Furrer+Frey).

Die ersten Lieferungen von Deckenstromschienen nach China und Taiwan folgen rund zehn Jahre später. In der Schweiz werden die selbst entwickelten Fahrleitungssysteme »FL 200« und »FL 200T« mit Rohrschwenkauslegern ab 2003 bei den Privatbahnen zum Standard. Auf Basis dieser und weiterer Erfolge werden ab 2006 Tochtergesellschaften in Rom, London, Guangzhou auf dem chinesischen Festland sowie in Berlin gegründet. Im Heimatland stehen Projekte wie der Zimmerberg-Basistunnel, der Ceneri-Basistunnel, die Tunnel auf dem 4-m-Korridor, das Tram Bern West, die Limmattalbahn sowie Großprojekte der TPF und der RBS an. Entsprechend kommen Niederlassungen in Montreux, Zürich und Bellinzona hinzu.

Vierte Generation und E-Mobilität

2017 übernimmt Bauingenieur Rico Furrer die Unternehmensleitung von seinem Vater. Furrer+Frey bleibt dadurch unabhängig und in Familienbesitz. Das Dienstleistungsangebot als Totalunternehmerin zeichnet die Firma weiterhin aus. Und auch der Erfolg hält an: In Lima, Peru, auf Mauritius sowie in Deutschland werden erfolgreich Projekte realisiert, und in England erhält man den Zuschlag für das dritte Großprojekt.

Großfahrzeug »MTW 100«, Normalspur (Bild: Furrer+Frey).

Großfahrzeug »MTW 100«, Normalspur (Bild: Furrer+Frey).

Mit der Entwicklung und dem Bau von Ladestationen für E-Busse und Batteriezüge wird zudem eine Antwort auf die immer größer werdende Nachfrage von fahrleitungsunabhängiger Elektromobilität gefunden. Es warteten aber mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Angriffskrieg auch neue Herausforderungen. Die Auftragslage bleibt trotzdem vielversprechend und wird 2022 mit der Gründung einer Tochtergesellschaft in Neu-Delhi unterstrichen.

Unabhängigkeit und Innovation

Bis heute hat Furrer+Frey zahlreiche international beachtete technische Innovationen auf den Markt gebracht und weltweit nebst konventionellen Fahrleitungen über 6000 Kilometer Deckenstromschienen verlegt.

Zweiwegefahrzeug »SRF17« mit Arbeitskorb und Kran (Bild: Furrer+Frey).

Zweiwegefahrzeug »SRF17« mit Arbeitskorb und Kran (Bild: Furrer+Frey).

Wie geht es aber mit der Antriebstechnologie des Rollmaterials weiter? Das bleibt die zentrale Frage. Gemeinsam mit Partnern und Kunden will Furrer+Frey die Mobilitätsmodelle von morgen mit dem aufgebauten Know-how aktiv mit entwickeln und mitgestalten. Dabei ist die Unabhängigkeit des Unternehmens erklärtes Ziel und ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Denn sie erlaubt es, Anlagen mit jeder Art von Fahrleitungen zu planen und auszurüsten. Wichtigster Erfolgsfaktor bleiben jedoch die Mitarbeitenden sowie deren Aus- und Weiterbildung. Es gilt, sich deshalb auch als Arbeitgeberin weiterzuentwickeln und ein vertrauensvolles sowie zeitgemäßes Arbeitsumfeld sicherzustellen. So können auch künftig eigene, individuelle, innovative und nachhaltige Lösungen entwickelt und Antworten auf die Herausforderungen von morgen gefunden werden.

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