Haltewunsch an Bushaltestellen

Artikel vom 9. September 2019
Sonstiges

Oberhalb der Haltestellentafel sind die beiden SeeUs-Blinklichter zu erkennen, die dem Busfahrer den Haltewunsch optisch anzeigen.

Das Problem ist bei den meisten Busunternehmen bestens bekannt: Die Haltestelle liegt in einer unübersichtlichen Kurve, herannahende Fahrzeuge fordern dem Fahrer Aufmerksamkeit ab. Wenn dann bei nasskaltem Wetter ein Fahrgast im Unterstand auf den Bus wartet, ist es leicht passiert, er fährt vorbei. Dieses Problem löst auf einfache und elegante Art und Weise Swiss Innovation Lab AG. Das Unternehmen ist auf Internet-der-Dinge-Lösungen spezialisiert, stösst jetzt aber in den Bereich ÖPNV vor. Die Idee ist einfach und kostengünstig. Wer an einer entsprechend eingerichteten Haltestelle einen Taster drückt, löst auf der LED-Einheit ein optisches Blinksignal an der Spitze des Haltestellenmastes aus, was nichts anderes heisst als SeeUs – sieh uns. Gesehen werden und umgekehrt die eindeutige Information über wartende Fahrgäste für den Fahrer ist das eine. Dass sich dieser frühzeitig auf Menschen mit Behinderung einstellen kann das andere. Letzteres ist etwa von Belang, wenn die Platzverhältnisse für Wartende eng sind und sich jemand zur Sicherheit möglichst weit von der Haltekante entfernt.

Zur Installation von Swiss Innovation Lab gehört ein Solar-Panel zur Speisung und der Haltestellentaster, der zusätzlich auch eine Einstiegshilfe verlangen kann.

Der Fahrer hält dann nicht einfach an, sondern ist auch bereit, dem Fahrgast die Einstiegshilfe zu leisten, da er rechtzeitig von SeeUs informiert wurde. Deshalb wird optional das Signal per Mobilfunk für die Halteaufforderung auch an den Führerstand des Busses übermittelt. Analoges gilt übrigens auch für behinderte Fahrgäste im Bus. Diese benötigen meist länger zum sicheren Aussteigen. Dank einer kleinen Erweiterung des Produktes SeeUs können sie dem Fahrer mit der SeeUs-App signalisieren: Ich brauche länger zum Aussteigen. Dies ist bereits in einem mittelstark besetzten Bus sinnvoll, weil dann der Blick zurück im Innenraum nicht mehr gewährleistet ist. Mittlerweile ist SeeUs im Einsatz bei Postauto Schweiz, den Verkehrsbetrieben Zürichsee und Oberland, der Zugerland Verkehrsbetriebe, dem Autobetrieb Weesen–Amden, in Liechtenstein sowie bei Skånetrafiken in Schweden. Weitere Projekte sind in Planung bzw. in der Realisierung.

An den Haltestellen gibt es einfache oder doppelte Taster. Der eine Taster ist für alle Fahrgäste und der zweite für »Einstiegshilfe verlangen« vorgesehen. Eine weitere Option besteht in der SeeUs-App. Dessen BenutzerIn kann dem Fahrpersonal das individuelle Profil vermitteln: Rollstuhl, gehbehindert bzw. sehbehindert. Alle diese Daten werden zum Busgerät (Smartphone App beim Busfahrer) gesendet. Schließlich haben die Fahrgäste die Möglichkeit, in der SeeUs- App ein Feedback an den Busbetreiber zu senden. SeeUs wurde entwickelt, um das Fahrpersonal zu entlasten und den öffentlichen Verkehr effizienter und zugänglicher zu machen. Eine weitere Anwendung des Systems sind die Fußgängerstreifen (Zebrastreifen). Dort kann das System über Mini- Bluetooth-Geräte getriggert werden, die im Schulrucksack platziert sind. Zu den erwähnten Elementen kommt ein Solar Panel mit wiederaufladbarer Batterie. Die Intensität der LEDs kann abhängig von Umgebungslicht eingestellt und mit unterschiedlichen Blinkmustern programmiert werden. Schließlich ist auch eine Haltestellenbeleuchtung möglich. Das SeeUs-System ist völlig autonom, funktioniert also ohne externe Speisung. Die Installation ist sehr einfach und innerhalb von wenigen Minuten zu montieren. Optional kann eine Fahrzeugeinheit installiert werden, welche Informationen über Funk mit anderen Bussen austauscht.

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