Spezialist für autonom fahrende Minibusse

Artikel vom 9. November 2023
E-Busse

Neuheiten von Navya auf der »Busworld 2023«aus dem »RegioTrans«-Review (Teil 1) von Bus-Fachautor Christian Marquordt.

Navya »Arma« im Januar 2019 im luxembourgischen Contern (Bild: C. Marquordt).

In Villeurbanne bei Lyon wurde im vergangenen Jahrzehnt die Firma Navya gegründet, die sich darauf spezialisiert hat, autonom fahrende Minibusse zu entwickeln und zu bauen. In Zukunft sollen sie ganz alleine und ohne Fahrer am Straßenverkehr teilnehmen, noch allerdings muss zur Sicherheit ein Bediener (»Operateur«) an Bord sein, der eingreifen kann, sollte das notwendig werden.

Mit Erfolg hat das Unternehmen Navya Fahrzeuge verkauft, so zum Beispiel ins luxemburgische Contern (Firma Sales-Lentz, Bascharage), an die Schweizer Post für die Kantonshauptstadt Sion des Valais, in die USA nach Florida, in die Vereinigten Arabischen Emirate und ins australische Newcastle. Ein Vorführwagen ist für einige Zeit auf der Insel Sylt im Einsatz.

Autonomer Shuttle-Bus »Arma«

Der elektrische Shuttle-Bus »Arma« in Contern bedient eine Linie zwischen dem Industriegebiet Campus Contern und dem Bahnhof Sandweiler/Contern. Der autonom fahrende Shuttle-Bus läuft sicher und problemlos – auch wenn er nur langsam unterwegs ist. Zwar könnte er mit 40 km/h durchaus schneller unterwegs sein, aber die europäischen Gesetze erlauben das einstweilen noch nicht.

Und es zeigt sich, dass es sehr wohl gut ist, dass noch der Operateur an Bord ist: Auf dem Linienweg gibt es ein paar Kreuzungen mit der Vorfahrtsregelung rechts vor links. Der Navya erkennt zwar die Einmündung, aber nicht, ob da jemand kommt. Also bleibt er stehen. Und der Operateur muss ihm den Auftrag geben, weiterzufahren. An einer Stelle steht ein recht dicker Baum rechts gleich neben der Fahrbahn. Auch hier bleibt der »Arma« – bis der Operateur auch hier den Auftrag gibt, weiterzufahren. Nun gut, das war zumindest der Stand vor fast fünf Jahren bei einer Probefahrt. Die Technik hat inzwischen Fortschritte gemacht, die Programmierung ist verbessert worden.

Insolvenz und neue Gesellschaft

Obwohl der »Arma« also durchaus tut, was er soll, und sich auch für mehr als 220 Wagen schon Kunden gefunden haben – Sales-Lentz habe inzwischen sechs dieser Wagen, in ganz Luxemburg seien es heute insgesamt 17, selbst in Deutschland seien es 16 –, musste Navya im Frühjahr 2023 Insolvenz anmelden. Dass das Konzept dennoch überzeugt, zeigt sich darin, dass mit Gama noch im April des Jahres eine neue Gesellschaft mit dem einzigen Zweck gegründet wird, Navya zu übernehmen und fortzuführen. Gama hat zwei Gesellschafter: das französische Technik-Unternehmen Gaussin, beteiligt mit 51 %, und die japanische Firma Magnica, deren Anteil 49 % beträgt.

Navya »Arma« auf der Messe in Brüssel 2023 (Bild: C. Marquordt).

Unterdessen ist der »Arma« so weiterentwickelt worden, dass er bidirektional fahren kann, also vorwärts wie rückwärts, und mithin an der Endhaltestelle für die Rückfahrt nicht erst eine Schleife fahren muss. Er kann ganz einfach vom Fleck weg in die Gegenrichtung starten. Das ist eigentlich auch ganz logisch, denn anders als einem Verbrenner-Motor ist es einem Elektromotor völlig gleich, ob er rechts- oder linksherum dreht.

Gama sieht seine Aufgabe nicht nur darin, den kleinen »Arma« zu bauen und weiterzuentwickeln, sondern vor allem auch darin, die Software für autonomes Fahren entscheidend voranzubringen. Das Unternehmen beschäftigt allein 150 Ingenieure in der Software-Entwicklung. So liefert man zum Beispiel auch die Software für den autonomen Shuttle des französischen Herstellers Bluebus, der auf der »Busworld«-Messe in Brüssel auf einem Stand nur wenige Meter weiter gezeigt wurde.

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