Keine Komplettbusse mehr für Europa

Artikel vom 23. November 2023
Omnibusse im Linienverkehr

Neuheiten von Scania auf der »Busworld 2023« –  aus dem »RegioTrans«-Review (Teil 2) von Bus-Fachautor Christian Marquordt.

Scania »75 CS« in Kooperation mit Castrosua (Bild: C. Marqourdt).

Die beiden großen schwedischen Bushersteller Scania und Volvo überraschten auf der »Busworld 2023« mit der Ankündigung, dass sie beide in Europa keine Komplettbusse mehr bauen werden. Stattdessen geht es für sie zurück zu ihren Wurzeln: Die Unternehmen wollen – wie früher üblich – Fahrgestelle fertigen, auf die fremde Karosseure dann ihre Aufbauten setzen. Sowohl Scania als auch Volvo versprechen sich davon eine Verbesserung ihrer Kosten- und Ertragssituation.

Fokus auf Fahrgestelle

Die neue Unternehmensstrategie zeigte sich auch auf dem Stand von Scania, auf dem kein einziger Komplettbus der Marke mit dem Greif mehr zu finden war. Vielmehr gab es drei Wagen mit Fremdaufbauten zu sehen: einen Reisewagen vom Typ »Touring«, für den Scania seit jeher nur Fahrgestell und Antriebsstrang geliefert hat und dessen perfekt an das Scania-Styling angepasster Aufbau, der seit jeher vom chinesischen Bushersteller Higer kommt. Vor Jahren erklärte Scania Deutschland in Koblenz, im Werk von Higer entstünden nicht nur die eigenen Busse der chinesischen Marke. Vielmehr gebe es dort auch eine Fertigungslinie speziell für den »Scania Touring«.

Zweiter Bus auf dem Scania-Stand war ein Luxus-Hochdecker-Reisebus mit Wasserstoffantrieb. Er trug den Aufbau »i6s« des spanischen Busbauers Irizar. Ein nicht nur optisch wirklich ansprechender Wagen. Scania arbeitet schon seit vielen Jahren eng mit Irizar zusammen.

Der dritte Bus war dann endlich ein Linienwagen. Und zwar ein Low-Entry-Bus, der elektrisch angetrieben wird. Sein Aufbau vom Typ »75 CS« stammt aus den Werkshallen des spanischen Karosseurs Castrosua, der in seinem Heimatland sehr bekannt ist und hier seine Busse auch mit gutem Erfolg verkauft. Die Kooperation mit Scania mag für Castrosua die Chance bieten, jetzt auch in Ländern wie z. B. Deutschland, ins Geschäft zu kommen, wo man diesen Hersteller bislang noch nicht kannte.

Scania Castrosua »75 CS« (Bild: C. Marquordt).

Der Wagen auf der Messe zeigte sich ansprechend und solide verarbeitet. Die »75« in seiner Typenbezeichnung bezieht sich auf das 75-jährige Firmenbestehen, das Castrosua vor kurzem feiern konnte. Bedingt durch die Bauweise als Low-Entry-Bus liegt es nahe, dass er als Zweitürer angeboten wird – die Stufen, die es so im Wageninneren hinter der Plattform in der Mitte des Busses hinaufgeht, müsste es bei einem Dreitürer ja auch an der dritten Tür im Heck hinaufgehen. Was das Ein- und Aussteigen hier nicht unbedingt bequem machen würde.

Interessant war zudem, dass Castrosua – in früheren Jahren immer mit mehreren Wagen auf der »Busworld« vertreten – sich dieses Jahr auf diesen einen Bus auf dem Stand von Scania beschränkt hat.

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